Ein Wein wird oft falsch verkostet, denn der Geschmackssinn ist bei Weitem nicht nur im Mund vorhanden. Die hunderten von Geschmacksknospen auf der Zunge können nur die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und das herzhafte Umami unterscheiden. Die feinen Aromen werden von den wesentlich komplexeren Nerven in der Nase wahrgenommen. Das hochsensible Organ kann bis zu 10.000 verschiedene Gerüche unterscheiden. Erfahrene Verkoster können dabei auf einen enormen Erfahrungsschatz zurückgreifen und Weine sehr präzise beschreiben. Der Geruchssinn ist für die Beurteilung eines Weins also deutlich entscheidender als der Geschmackssinn, jedoch sollte am besten beides miteinander harmonieren.
Doch wie verkostet man denn nun richtig? Zunächst sollte man das Weinglas zu höchstens einem Viertel füllen und dabei zuerst schauen, ob Korkreste, Schaum oder Trübschleier zu erkennen sind. Diese deuten nämlich auf Fehler im Wein hin. Im Anschluss schaut man sich die Farbe an, wobei sich bei Rotweinen grob sagen lässt: Je tiefer das Rot, desto jünger der Wein - beziehungsweise desto dickschaliger die Beeren. Rotwein wird mit der Zeit heller, Weißwein hingegen dunkler. Grundsätzlich lässt darüber hinaus sagen, dass die Farbabstufungen des Weins vom Rand bis zur Mitte auf Qualität deuten, insofern diese fein und glänzend sind.
Als nächster Schritt wird der Duft unter die Lupe genommen. Dazu ist es ratsam, zunächst den eingeschenkten Wein oberhalb des Glases du erriechen, anschließend das Weinglas ein wenig zu schwenken und dann noch einmal zu riechen. Durch diese Methode gelangen zunächst die Ausdrucksstarken Aromen in die Nase und anschließend die feinen Aromen. Aufgrund des Schwenkens kommt der Wein mit mehr Sauerstoff in Kontakt, welcher die feinen Aromen besser in die Nase bringt. Man erhält nun einen ersten Eindruck des Weins, welcher sich im letzten Schritt weiter schärft. Dazu wird der Mund mit dem Wein benetzt, indem man den Wein langsam über die Zunge gleiten lässt sowie auch die Innenseiten der Wangen mit dem Tropfen in Kontakt bringt. Die Zungenspitze registriert die Süße, ihr vorderer Rand die Säure und der hintere Teil die Bitternoten. Die Wangen nehmen adstringierende, samtige Tannine wahr und die Kehle spürt, wenn der Wein einen hohen Alkoholgehalt aufweist. Um die Aromen gleichzeitig an die Nase zu bringen ist es ratsam etwas Luft einzuatmen. Nun kann der Wein in seiner Gesamtheit beurteilt und genossen werden.